Roland Kaufhold: Schattenbilder - Ein Familienroman. In: www.haGalil.com („Die größte jüdische Internet-Site in deutscher Sprache“):
„Bücher - nicht nur zum Judentum“ 17. 2. 2013:
Der 1945 geborene Schriftsteller und ehemalige Lehrer Sigfrid Gauch hat sich in seinen Romanen immer wieder mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands auseinander gesetzt – und wie sie bis heute fortwirkt. Seine 1979 erschienene Erzählung Vaterspuren steht hierfür. Die Vergangenheit bearbeitete er mit literarischen Mitteln, aber zugleich in bewusster Erinnerung und Auseinandersetzung mit seiner eigenen Familiengeschichte, sein Vater war ein „Nationalsozialist der ersten Stunde“. Sigfrid Gauch thematisierte in Vaterspuren seine lebenslang wirksame tiefe innere Ambivalenz, seine eigenen Schuldgefühle über seine Familiengeschichte. Wohl nur in der Auseinandersetzung mit der eigenen Familienbiografie erhält der abgegriffene Begriff der „Aufarbeitung“ einen gewissen Sinn. Ändern können wir an der grausamen, zynischen Geschichte nichts. Die Ermordeten werden hierdurch nicht lebendig. Die Verleugnungen, Selbstidealisierungen jedoch brechen auf. Zumindest ein wenig. Vielleicht vermögen wir über Literatur, über autobiografische Auseinandersetzungen die mörderischen seelischen Fortwirkungen des traumatischen Erbes etwas abzumildern. Vaterspuren, dies bleibt noch nachzutragen, erschien 2001 in hebräischer Übersetzung in Israel und 2002 in den USA in englisch. Das Werk ist immer noch erhältlich.
Auch politisch, dies möchte ich hinzufügen, hat sich Sigfrid Gauch (den der stets bestens informierte SPIEGEL einmal zu einer Frau mutieren ließ1 ) gegen offenkundiges Unrecht, für verfolgte Schriftsteller eingesetzt: Von 2007-2009 war das langjährige Vorstandsmitglied des P.E.N. Zentrums Deutschland dessen Writers in Exile –Beauftragter.
Der 2012 erschienene Roman Schattenbilder erzählt über die dunklen Seiten einer Familie, in der zwei Generationen von Frauen in der ihnen eigenen Weise um ihre Selbstbehauptung kämpfen, inmitten einer patriarchalischen Gesellschaft. Und doch erscheint ihr Leben als ungelebt, als unverstanden. Zentrale Figuren dieses in der Westpfalz angesiedelten Familiengeflechts sind Isolde Freywald und ihr Sohn Fabian, der Protagonist der Geschichte. Isolde wird gegen Ende des 2. Weltkrieges mit dem 27 Jahre älteren Dorfarzt Georg verheiratet. Gefragt wird sie nicht groß. Möglichkeiten scheint sie auch nicht viele zu haben. Neun Jahre nach Fabians Geburt trennt sie sich von ihm, was zu ihrer Zeit höchst außergewöhnlich war, beginnt ein eigenes Leben, auch auf Kosten ihres Sohnes. Wir begegnen auch der eigensinnig-kämpferische Großmutter Magda Schöneck, die sich im Leben zu behaupten vermag – mit und gegen ihren 17 Jahre älteren Ehemann Otto.
Sigfrid Gauch stellt seiner Erzählung ein Motto Leo Tolstois aus dessen Anna Karenina voraus: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich“.
Es hätte, dies schimmert bei der Lektüre immer wieder durch, auch Gauchs eigene Familiengeschichte sein können. Er erzählt von Gewalt, Einsamkeit, Härte – wir begegnen vereinzelt aber auch der existentiellen Möglichkeit des Glückes, der Liebe, insbesondere in der Ehe von Fabian und Isolde. Eine frühe Szene des Romans:
„Vor kurzem erst waren sie mit ihrer Großtante zum Kaffeeklatsch bei seiner Großmutter zu Besuch gewesen, wurden mit ihm zum Spielen ins Freie geschickt. An den folgenden Tagen kamen sie wieder, standen vor der Tür, warteten auf ihn: `Hast du Lust, mit uns zu spielen?´ Von diesen ersten Tagen blieb kein Bild in ihm zurück, keine Spur der Erinnerung. Nur diese eine Situation sah er auch nach Jahrzehnten noch vor sich, wie sie alle drei an dem Feldweg standen, der neben dem Großmutterhaus begann und in die Weinberge führte; wie die Haare der Mädchen in der Sonne leuchteten. (…) Sie mag mich, dachte er, sie mochte mich die ganze Zeit, und ich habe es nicht bemerkt. Im Bauch spürte er das Glück und zugleich die Angst, dass er das Glück bereits wieder verlor.
Sie verabschiedeten sich rasch, etwas hastig vielleicht, drehten noch einmal die Köpfe, riefen ihm nach: `Aber vergiss es nicht!´, verschwanden um die Hausecke.“ (S. 10f.)
Das Familienepos ist durchdrungen von Kälte, von nicht-Verstehen. Die Familie trennt sich, Isolde verlässt ihren ihr fremden Ehemann, man geht sich aus dem Weg. In der Erzählung klingt dies lakonisch so: „Isolde und ihre Entscheidungen. Von heute auf morgen hatte sie seinen Vater verlassen. Da war Fabian neun Jahre alt.“ (S. 57) Sie reißt ihn aus seinem Klickerspiel, in der Nachkriegszeit, zerrt ihn in das Auto, hinweg. Nur weg: „Die Wagentür wurde geschlossen, ein fremder Mann saß am Steuer. Magda neben ihm, Isolde mit den Kindern im Fond der Limousine.“ (S. 57) Wenn man sich trennt scheint man die Schmerzen, die wechselseitigen Entwertungen nicht mehr zu spüren. Der Protagonist Fabian, gleich alt wie Sigfrid Gauch selbst, begegnet 20 Seiten nach dieser frühen Szene seiner todkranken Mutter Isolde. Er vermag diese kaum noch wiederzuerkennen:
„Isoldes Bett stand allein in einem Dreibettzimmer. Fabian betrat den Raum, in einem Halbkreis erreichte er die andere Längsseite des Gitterbettes, da saß sie, dicke nackte Beine, dicke Füße, erinnerten ihn wenigstens ihre Zehen an die junge Mutter von früher? Das Hemd bis zum Schoß hochgerutscht. Isolde sah Fabian stumm mit großen Augen an. Erkannte sie ihn? Immerhin hatten sich beide seit langem nicht mehr gesehen.
`Das ist also meine Mutter´, dachte Fabian. Ein schwerer Körper. Glatte Haut, ein rundes Gesicht, das früher so schmal war. Selbst Nase und Mund stimmten nicht mit den Bildern überein, die er von ihr im Gedächtnis abgespeichert hatte. In den letzten Jahren hatte sich Isolde sehr verändert. (…)
Isolde war dreiundachtzig, achtzehn Jahre älter als Fabian.
`Hi´ sagte er, `ich heiße Fabian Freywald und bin dein Sohn.´
Regungslos fixierte sie ihn weiter mit ihren etwas eingetrübten blauen Augen. Erschrak auch sie?“ (S. 30).
283 nie langweilige, geruhsam erzählte Seiten umfasst das Familienepos. Auch vom Krieg wird erzählt, vom Nationalsozialismus, von der Verfolgung, die Fabian selbst nie erlebt hat. Von deutschen Übergriffen gegen amerikanische Soldaten kurz vor der „Befreiung“, als doch schon „alles vorbei war“:
„Er war blass, als er das erzählte. Schweiß stand auf seiner Stirn. Es war nur eine von vielen Geschichten, die Fabian zu hören bekam. Unveröffentlichte, sehr private Geschichten. Auch aus seiner unmittelbaren heimatlichen Umgebung.“ (S. 153) Die Dorfbewohner ermorden zwei amerikanische Flieger, die mit einem Fallschirm notgelandet waren. Am Stammtisch erzählte man noch Jahrzehnte später davon, offenkundig frei von Schuldgefühlen. „Du warst doch auch dabei“, lautet die Selbstvergewisserung. Im Kollektiv lässt sich die eigene Selbstverleugnung, die Geschichtsfälschung sehr viel besser ertragen: „Mit Mistgabeln und Knüppeln rannten die Dorfbewohner auf die beiden Amerikaner zu, die ihnen mit hocherhobenen Händen entgegenkamen. Sie schlugen und stachen auf sie ein, schlugen sie tot. Noch in die Toten wurden die Mistgabeln gestochen. So rollte man sie auf einem Karren im Triumphzug ins Dorf und verscharrte sie anschließend in alten Kartoffelsäcken vor der Kirchhofmauer.“ (S. 153) Geschichten aus dem Lande der Walsers und Grass´, der ewigen, selbstgerechten Opfer und großen deutschen Schriftsteller.
Am Ende des Buches erleben wir den Tod der Mutter. Ein trauriger Tod, in dem sich doch der Versuch einer Wiederannäherung andeutet. Die Sprachlosigkeit scheint etwas aufgeweicht. Am Ende. Fabian hat wieder Kontakt mit seiner Mutter aufgenommen, seine Schwester Gitta ist an ihrem Sterbebett:
„Allmählich verdämmerte Isolde. Es dauerte nicht mehr lange, bis eines Nachts um vier Uhr das Smartphone eine Nachricht Gittas ankündigte:
„Mutti hat es überstanden.“ (S. 283)
Eine vielschichtiges, zum Innehalten und Nachdenken anregendes Werk über eine gefühlskalte, tragisch-einsame Familie. Und doch kommt gelegentlich die Liebe, die Sexualität zur Sprache. Inmitten der historischen und konkreten Schatten.
Kym Christine Schober: Geschichten aus dem Leben. In: Die Rheinpfalz
(Grünstadt) 16. 11. 2013:
„[...] gab der Mainzer Autor Sigfrid Gauch Auszüge aus seinem neuen Roman ,Schattenbilder‘ zum Besten, dem dritten und letzten Teil seines Familienepos. In Rückblenden erzählt Gauch darin die Lebensgeschichte zweier Frauen in einer Pfälzer Familie, gewährt Einblicke in deren familiäre Verstrickungen und generationenübergreifende Schicksalsschläge und vermittelt zugleich ein Stück Sozial- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. [...] nachdem er sich 1979 im ersten Teil, ,Vaterspuren‘, bereits intensiv mit der NS-Vergangenheit seines Vaters auseinandergesetzt hat. [...] Ein willkommener Anlass also, nun das Abschlusswerk der Trilogie zum Thema zu machen und den Autor zu einer Lesung einzuladen. Wir haben ,Vaterspuren‘ damals mit großer Begeisterung gelesen und können es jetzt mit dem neuesten Roman vergleichen. Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie sich alles zu einem dicht miteinander verwobenen Ganzen zusammenfügt.“
Klaus Haag: Wie damals üblich - Sigfrid Gauch: Schattenbilder. In: Chaussee. Zeitschrift für Literatur und Kultur der Pfalz. H. 31 / 2013 S. 131 f.:
„Der Roman entwirft ein mehrschichtiges, polyphones Panorama von zahlreichen Figuren einer Familie, die sich durch die Zeitläufte durcharbeiten müssen, beseelt davon, das Glück zu finden, im Straucheln sich auffangen zu lassen, sich ihre Freiheit zu erobern in der Auseinandersetzung mit der Familie, den Beziehungen, den äußeren geschichtlichen Abläufen. Wenngleich diese Figuren natürlich durch Familienbande verknüpft sind, so geht es doch mehr darum, zu erzählen, was ,damals üblich‘ war - weniger also die Familiengeschichte en detail zu berichten, sondern die Entwicklung der Handlungsträger stark an die Einflüsse der Zeit zu heften.“
Reiner Henn: Neugier und Betroffenheit. In: Die Rheinpfalz (Kaiserslautern) 12. 4. 2013:
„[...] in der dicht besetzten Pfalzbibliothek eine stattliche Zahl an Literaturfreunden, die seinen Leseproben wie gebannt lauschten. [...] ergab sich durch die literarischen Mosaiksteine doch zunehmend ein klar konturiertes Bild von der kleinbürgerlichen Welt von Frauengestalten wie Magda und deren Tochter Isolde. Mit deren Schicksal hielt der rhetorisch gewandte und in bildhafter Sprache schildernde Autor seine Leserschaft in Atem. Gauch verknüpft geschickt den Reifeprozess dieser Frauen mit gesellschaftlichen Veränderungen und historischen Begebenheiten. Die im Raum Lauterecken spielende Familienchronik avanciert so auch zu einer anschaulichen pfälzischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, illustriert sozialen Aufstieg und Auflösung von Familien an Fallbeispielen. Gauch schildert daneben detailgetreu pfälzische Landschaften, nicht in poetischer Verklärung, sondern als Rahmen für seine dem poetischen Realismus verwandte Erzählweise. Er schafft es, im Leser eigene Lebensbilder wachzurufen, mit klarer Diktion baut seine Rezitation Spannung auf. Dabei klammert er auch intime Stunden der Sexualität nicht aus, doch seine Darstellungsweise ist nicht provokant, sondern wirkt hier dezent, dem Seelenleben der akribisch analysierten Personen auf der Spur. Selbst Stunden der körperlichen Annäherung scheinen gezeichnet von der Tragik, die über allem schwebt.“
Jürgen Cronauer: Bilder von den Schatten der Vergangenheit. In: Die Rheinpfalz (Donnersbergkreis) 26. 3. 2013:
„[...] Anschaulich werden die dunkle Atmosphäre, das autoritäre Denken dieser Epoche und die oft verzweifelte Anstrengung, die Familie mit den vielen Kindern über die Runden zu bringen, in dem Buch dargestellt. Die Lesung hallt nach, auch bei den anschließenden Gesprächen bei einem Glas Wein werden viele Fragen zu dem Buch und zu den Protagonisten diskutiert.“
Leonie Berger: Schattenbilder. In: SWR 2 Hörfunk 22. 12. 2012:
„Schattenbilder von Sigfrid Gauch ist ein vielschichtiges Buch. Wer nach der Lektüre darin blättert, wird immer wieder hängen bleiben, nachlesen, Zusammenhänge entdecken, sich wieder auf Erinnerungsbilder einlassen. Diese Vielfalt macht die Qualität dieses Romans aus. [...] Solche Zeilen tun weh beim Lesen, ebenso wie die Schicksalsschläge und Ungerechtigkeiten, die die Figuren erleiden müssen, die Gefühlskälte in der Familie. Sigfrid Gauchs Stärke ist es, dafür Bilder zu finden und Episoden zu erzählen. [...] Streckenweise liest sich Schattenbilder sehr spannend. [...] Sigfrid Gauch hat sich für ein Erinnerungsbuch entschieden, das nicht stringent und erst recht nicht chronologisch erzählen muss.“
Gabriele Weingartner: Die Familie, ein Unheil. Sigfrid Gauch hat einen verstörenden Westpfalz-Roman über eine Kleinbürger-Hölle in der Nachkriegszeit geschrieben.
In: Die Rheinpfalz (Kultur) 29. 11. 2012:
„Es ist ein Buch, das unter die Haut geht. Vor allem, wenn sich Sigfrid Gauch in seinem neuen, autobiografisch angefeuerten Nachkriegsroman ,Schattenbilder‘ auf die Mutter und Großmutter seines Helden Fabian konzentriert. Es waren harte Jahre in der Pfalz, Gauch beschreibt sie genau. Immer wieder greift Gauch weit zurück in die Historie der in der Westpfalz verzweigten Sippe, nimmt einzelne Personen in den Fokus, lässt sie zurücktreten, nur um sie später wieder heranzuzoomen. Der Roman endet mit dem Tod der Mutter und beginnt mit deren Beerdigung in einem Ruheforst bei Bad Dürkheim. Und dazwischen erstreckt sich für den Leser, aber auch für die Menschen, deren Schattenbilder Gauch so lakonisch wie eindringlich ausleuchtet, das Elend der Provinz, eine kleinbürgerliche Hölle vielmehr, aus der es kein Entrinnen gibt. Es ist die Brache der Nachkriegszeit, aus der sich im Roman alles zu entwickeln scheint, es ist die Stunde Null, als Fabian in einer Art Luftschutzkeller geboren wird. Konkret: 1945, Isolde, seine Mutter, zählt erst 18, sein Vater, ein Arzt, schon 45 Jahre, er hat das junge Mädchen mit falschen Versprechungen in die Ehe gelockt. Man kennt ihn aus Gauchs ,Vaterspuren‘, er bleibt ein verquerer, hermetischer Charakter, der Frau und Kinder quält. Seine Vergangenheit als SS-Mann und Rassen-Ideologe aber spielt jetzt keine Rolle mehr, es rückt die Familiengeschichte der Mutter ins Zentrum. [...] Nichts ist heil an dieser Familie. Die Frauen leiden unter ihren Männern, umgekehrt auch. Und die Kinder müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen die Alten einbrocken. [...] Hier, in dieser Atmosphäre, wo es - frei nach Platons ,Höhlengleichnis - nur ,Schattenbilder‘ gibt, aber kein wahres Leben, bekommt niemand etwas geschenkt.“
Veit Justus Rollmann: Schatten, Licht - Leben. Sigfrid Gauchs neuer Roman ,Schattenbilder‘ gruppiert Ereignisse eines Jahrhunderts um zwei Schicksale.
In: literaturkritik.de 3. 12. 2012:
„Neben den Schatten im eigentlichen Sinne, den dunklen, teils tiefschwarzen Stellen der Biografien, darf nicht vergessen werden, dass Schattenbilder viele helle Stellen enthält. Besonders hell wird es in Gauchs Erzählung, wenn von Fabians Beziehung zu Juliane, seiner leidenschaftlich Geliebten und späteren Ehefrau, die Rede ist. Sexualität literarisch zu schildern ist stets eine Gratwanderung zwischen schwülstigem Kitsch und pornografischem Realismus. In „Schattenbilder“ scheint der Grat hingegen eine breite, gut gangbare Straße zu sein. Fabian und Juliane lesend bei der Liebe zu erleben, ist anregend, ohne erregend sein zu wollen. Die Schilderung gleicht stellenweise einer Hommage an das Schöne, dass zwei Menschen, die sich begehren, einander zu geben oder voneinander zu empfangen vermögen. Diese und andere helle Flecken, die mit der Dunkelheit des Romans kontrastieren, können als Beleg für die Auffassung gelten, dass „Schattenbilder“ nicht das besonders düstere Leben schildert, sondern das Leben als solches, dem Tragik und Tod als notwendige Bestandteile inhärent sind.“
kgi: „Darüber muss man sprechen“. Sigfrid Gauchs aktueller Roman spielt in Dörfern am Glan. In: Die Rheinpfalz Kusel 13. 11. 2012:
„ [...] liest er in Offenbach-Hundheim [...]. Das Thema ist sein Lebensthema geblieben, als Autor, als Betreuer der Exilschriftsteller, im deutschen Zentrum des Schriftstellerverbandes PEN, als Mahner gegen neonazistische Entwicklungen [...]. 2005 kam eine erweiterte Ausgabe von ,Vaterspuren‘ auf den Markt, 2010 ,Fundsachen‘, ein Band mit all jenen Dokumenten, die Gauch über die verstörende Karriere des Vaters zusammengetragen hat. Diese Neuauflagen brachten den Offenbacher 2010 zum ersten Mal zu einer Lesung in sein Heimatdorf [...]. Über 30 Jahre nach seinem Blick auf den Vater erzählt Gauch die Geschichte zweier Frauen des 20. Jahrhunderts, die in einer patriarchalischen Welt ihre Lebensträume nicht verwirklichen können. Die Namen sind geändert, die Schauplätze aber vor allem Dörfer am Glan. Der Sohn und Enkel hat die Biografien der Mutter und der Großmutter literarisch verarbeitet [...]. Die Dokumente zur Biografie des Vaters hat Gauch Anfang November an die Landesbibliothek in Speyer übergeben, sein Thema sei nun ein anderes.“
Ralf Keinath: Ausbruch aus einem Gefängnis. Frauenschicksale in patriarchalischen Strukturen: Sigfrid Gauchs Roman „Schattenbilder“.
In: Allgemeine Zeitung Mainz 12. 11. 2012:
„ [...] stellte nun seinen neuen Roman ,Schattenbilder‘ vor, der in gewisser Hinsicht die Geschichte von ,Vaterspuren‘ komplettiert. Doch hier geht es weniger um den Vater, sondern um die Mutter Isolde und die Großmutter Magda. Mit deren Schicksalen fesselte er bei der Lesung im Atelier Schauder in der Schießgartenstraße das Publikum [...]. Geschrieben ist der Roman zwar wieder aus der Perspektive des Sohnes, doch der Erzähler tritt in den Hintergrund. Im Mittelpunkt stehen die Frauen [...] ,Schattenbilder‘ hat klare autobiografische Züge, ist aber Fiktion und zugleich auch exemplarisch für viele Frauenschicksale zwischen 1900 und 1950.“
Hans-Ulrich Fechler: Das ungelebte Leben der Mütter.
In: Die Rheinpfalz Ludwigshafen 26. 10. 2012:
„ [...] hat Sigfrid Gauch in der Ludwigshafener Stadtbibliothek gelesen ...der Roman erstreckt sich über drei Generationen [...]. Sigfrid Gauch liest so schnörkellos und unaufgeregt, wie er sein Buch über zwei starke Frauen geschrieben hat. In der anschließenden Diskussion stellte sich heraus, dass er offenbar zwei für diese Generationen typische Frauenschicksale schildert. Denn etliche Zuhörer erkannten Ähnlichkeiten mit den Lebensumständen ihrer eigenen Mütter und Großmütter. ,Aufgrund der Umstände‘, meinte Sigfrid Gauch, ,haben sie ihr Leben nicht leben können.‘“